Mutz vom Beilstein SchH III
Kl. 1a, Mut und Kampftrieb lobenswert ausgeprägt SZ. Band 78 SZ Nr. 1458237
Date of birth: 7. Mai 1979
Breeder: Hans Fieseler, Lohr am Main (Germany)
Owner: Rolf Wirth, CH-8956 Killwangen
Ich möchte hier nicht die ganze Ahnentafel von Mutz in mühsamer Arbeit abschreiben, es bringt sowieso nichts. Wieso, weil nur wenige überhaupt etwas von Leistungszucht verstehen bzw. Idealisten sehr rar geworden sind. Statistiken werden heute nicht mehr nach Leistung gemacht, sondern nach Schönheitslinien. Von Vererbung verstehen die wenigsten etwas, jedenfalls wenn es darum geht, von hinten sauber etwas Leistungsfähiges heraus zu züchten. Die wenigsten Schäferhundefreunde besitzen die Zeit, echte Leistungsstatistiken zu gestalten, man bräuchte heute bald ein Unternehmen dazu, und wer kann das schon bezahlen. Falls Sie Statistik betreiben, wir haben noch viele alte SV-Körbücher und Zuchtbücher sowie SV-Zeitungen und Decknachrichten zu verkaufen, das Höchstangebot beläuft sich bis heute auf $ 15’000.–. Zur Abstammung Mutz stammt aus Enno von Beilstein SZ. Nr. 1347304 SchH III (VDH-FCI Bundessieger 1977). Prozentual gesehen, aus nur 32 Deckakten unterscheidet sich Enno von anderen Spitzen – Leistungsvererbern, dass niemand so viele Nachkommen an den Landesausscheidungsprüfungen für die SV-FCI Bundessiegerprüfung hatte. Aus der gleichen Verbindung wie Mutz, also Enno Beilstein und Susi vom Kirschental SchH III (SZ Nr. 1252113) waren vier Brüder an der Bundessiegerprüfung, wovon Perry SV Bundessieger 1984 wurde und danach wie sein Vater Enno in die USA verkauft wurde. Dies erinnert an die Brüder Dolf und Bodo oder Bernd Lierberg, die ebenfalls in Ennos Blut enthalten sind und nun überholt wurden. Es sind aber noch weitere Leistungsträger enthalten, so z.B. die Hündin Bora vom Altenbachtal SZ Nr. 1009711 oder die Centi vom Kirschental sowie Mike Bungalow und die alten Busecker Schloss Linien. Erwähnenswert ist auch, dass die Mutter von Mutz, alleine in den letzten 4 Generationen 7 Herden-Gebrauchshunde enthält. Vererbungskraft können Sie von der Leistung her gesehen nur statistisch erfassen. Dabei müssen Sie berücksichtigen, wie viele Deckakte ein Rüde oder eine Hündin hatte. Dazu müssen Sie die Körbücher des SV (Schäferhunde Verein, Augsburg) oder Zuchtbücher (Wurfbuch), Decknachrichten sowie alte SV Zeitungen, insbesondere die Dezemberausgaben, besitzen, nur so können Sie eine genauere Statistik über Leistung führen. Wenn Sie dies können, werden Sie feststellen, dass die Verbindung Enno Beilstein – Susi Kirschental die erfolgreichste Verbindung der SV Geschichte im Leistungssektor ist. Sind Sie ein Kenner der Schäferhundezucht, sollten Sie die letzten sechs Generationen und deren Inzuchten studieren. Die Blutanlegung wird sich für Züchter auszahlen. Idealismus ist nicht kommerziell Sie können die Blutlinien studieren anhand des Blutlinienplanes der auf jeder grösseren SV Ausstellung zu kaufen ist, verfolgen aber nur: erstens Vaterlinie und zweitens nicht den Leistungsfaktor! Gebrauchshundezucht und Leistungszucht sind zweierlei, auch wenn der damalige Präsident Hermann Martin (Zwinger vom Arminius) ca. 1985 mit neuen Satzungen verordnete, dass Schäferhunde, die an der deutschen Bundessiegerprüfung teilnehmen wollen, angekört sein müssen. Was heisst das? Nichts anderes, als dass Sie auf einen Zuchtpartner zurückgreifen müssen, dessen Leistungsfaktor weniger berücksichtigt wurde, dafür um so mehr seine Anatomie, die ebenfalls wieder vom Präsidenten des SV, dazumal eben Hermann Martin, Viernheim, wie eine Modesache diktiert wurde. Die Grundsätze des Gründers Rittmeisters Max von Stephanitz vom leistungsstarken, nervenfesten und furchtlosen Gebrauchshund sind mit dieser Satzung in ihrem ideologischen Wert restlos aufgehoben worden. Nicht die Leistungsfähigkeit zählt also nun, sondern Gebäude also Anatomie nach Mode der Funktionären. Die Zucht ist damit in erster Linie dem Erscheinungsbild des deutschen Schäferhundes ausgesetzt, das kommerziell vermarktet wird. VA-Hunde Leistungsträger? Seit Jahren zeigt die Statistik im Leistungswesen, dass nur in wenigen Fällen diese Schönheitshunde, sogenannte VA Hunde (Vorzügliche Auslese Hunde), Nachkommen an der Bundesleistungsprüfung in die vorderen Rängen stellen. Dies obwohl solche VA Hunde ein vielfaches mehr Deckakte haben, ja die Leistungshunde kaum mehr zum Decken genommen werden. Man musste schon immer unterscheiden zwischen dem Ausstellungshund und dem Leistungshund. Vorteile der Leistungs- bzw. Gebrauchshundezucht Nun es gibt natürlich Leute, die sagen: «Leistungszucht und Hundesport ist sowieso einigen wenigen Fanatikern überlassen». Der zuverlässige Gebrauchshund, auch als Sporthund gezüchtet, unterscheidet sich jedoch wesentlich in einem Faktor gegenüber dem Ausstellungshund. Er hat mehr Nervenkraft. Nervenschwäche z.B. macht es einem Hund unter einer grösseren nervlichen Belastung unmöglich, normal oder antrainiert zu reagieren. Ein solcher Hund wird viel schneller zur Gefahr für Familie, Kinder und Mitbürger. Als Sporthund im Schutzdienst nicht geeignet, kann es sogar sein, dass der Hund am Mann nur mit Strom zum Auslassen zu bewegen ist, falls man ihn nicht gleich im Wald draussen suchen muss. |
Mutz vom Beilstein: Photo 1984 by R. Wirth
Der nervenstarke Hund unterscheidet nämlich viel länger zwischen Ernst und Spiel und reagiert auch unter nervlicher starker Belastung in unbekannten Situationen normal und ist zudem ansprechbar, d.h. er kann dabei trotzdem ein Kommando aufnehmen und verarbeiten. Ich denke, das ist der wichtigste Punkt für einen Gebrauchshund bzw. für eine Gebrauchshundezucht, nebst der selbstverständlichen Gesundheit. Schutzdienst mit einem mittelgrossen Hund können Sie immer ausüben und trainieren, ja sogar mit jenen Hunden, die das ganze Jahr für die Mutprobe üben, damit sie an der jährlich durchgeführten deutschen SV Hauptzucht Siegerschau auch wirklich anbeissen. Doch auch mit Hunden die nach einer Mutprobe im Wald gesucht werden müssen, anstatt beim Schutzdiensthelfer abgerufen werden, wird Hundesport betrieben. Alles schon gesehen, über die ganz kurze Kette an der Mauer, zur immer länger werden Leine bis zur langen Schnur wird dem Hund die Sicherheit von hinten suggeriert, um ihn wieder standhaft vor dem Schutzdiensthelfer zu machen, anstatt seinen erblich bedingten Nerven endlich die benötigte Ruhe zu gönnen und ihn aus dem Programm zu nehmen. VA Rüde – verkauft für DM 500’000? Ich glaube mit dem Rüden Uran Wildsteiger Land, der für rund DM 500’000 verkauft worden sein soll, ist für viele der letzte ideologische Grundsatz von Rittmeister Stephanitz entschwunden. Die Nachkommen dieses Rüden zeigten bzw. vererbten zwar nicht allzuviel im Leistungswesen, um so mehr davon zeigten sich im Ausstellungswesen. Leistungsträger finanziell nicht interessant? Wer also einen VA Rüden kaufen will, muss mit über 100’000 deutschen Mark rechnen, dies schon seit Jahrzehnten. Der Leistungshund verlor in diesem kommerziellen Wettbewerb fatal den Anschluss, einige zehntausend Mark reichen da schon aus. Dies nur, weil Schäferhundezucht Ausstellungszucht geworden ist, und nicht Gebrauchshundezucht. Die Rezepte, dies zu ändern kann ich nicht diktieren. Nur noch ein letzter Anstoss für den wahren Schäferhundefreund: Die Mode machen nicht die kleinen, sondern der Präsident und der macht auch das grosse Geschäft. Das war unser Mutz Mutz kostete nicht soviel. Als wir dazumal mit unserer Schäferhundezucht aufhörten, hielten wir es nicht lange ohne Hunde aus. Eines Tages sahen wir ein Inserat in der SV Zeitung. «Mut und Kampftrieb lobenswert ausgeprägt» stand da drin. Dazumal hiess das noch etwas. Ich rief dem Besitzer Peter Nerl in Eisingen bei Würzburg an und liess mir die Zuchtbuchnr. geben. Der Raum Bayern und Würzburg war bekannt für leistungsstarke Hunde. So setzte ich mich hinter die Bücher, studierte seine Ahnen und überprüfte ob es sich bei diesem Hund um ein Zufallsprodukt handelt? Wir fuhren los und waren nachts um 23.00 Uhr in Würzburg. Den Schutzärmel hatte ich dabei, und der Rüde absolvierte auf einem Feldweg im Scheinwerferlicht unser Autos einen energischen und überzeugenden Schutzdienst. Der Vermerk «Mut und Kampftrieb lobenswert ausgeprägt» war dazumal noch sehr selten in den Körberichten zu finden. |
Photo 1989 by R. Wirth, CH-8956 Killwangen
Mutz war ein Hund, mit dem man das Beissen nie üben musste. Bei der Mutprobe drückte er immer viel zu früh ab. Sicherlich auch darum, weil er gute Figuranten hatte, die ihn nie auflaufen liessen. So weit Du sehen kannst, er holte sich immer den Mann. Auch ohne zu üben, Mutz war wirklich 100% zuverlässig. So ernsthaft aber fair am Mann, so lieb und zuverlässig war er auch mit den Kindern und mit den kleinen Yorkies. Einige Kinder im Dorf kamen fast täglich um mit ihm spazieren zu gehen. Natürlich hatte er auch einige kleine Macken über die wir heute noch lachen können. So z.B. konnte er alle Türen öffnen und während wir beim Einkaufen waren, liess er die Yorkies auf die Strasse, ging ins Restaurant, pinkelte dem Wirt am Stammtisch ans Stuhlbein und wollte den Kühler leeren, welchen er Gott sei Dank nicht aufbrachte. Ganz nach dem Motto «Leg Dich bloss nicht mit mir an». Wir mussten danach im ganzen Dorf die Yorkies zusammensuchen und hatten Glück, dass keiner unter die Räder kam. Im ganzen Haus mussten wir danach andere Türgriffe montieren. Oder an einem Grillfest bei uns fehlten plötzlich mehr als 2 kg Fleisch. Wir suchten lange danach bis uns auffiel, dass Mutz mit seinem dicken Ranzen kaum noch gehen konnte. Man konnte ihm einfach nicht böse sein. Das war unser Mutz von Beilstein. |