RelaxoPet – Beruhigt es wirklich Tiere oder nur die Halter?
Bekannt geworden ist das neuartige Produkt vor allem durch die Vox-Show „Die Höhle des Löwen“. Die öffentliche Anpreisung scheint durchaus PR-wirksam gewesen zu sein, denn seitdem fliegen in einschlägigen Foren und im Social Media Bereich nur so die Argumente hin und her. Doch was ist eigentlich ein RelexoPet?
Inhaltsverzeichnis
Die Spieluhr für Tiere
Das gleichnamige Unternehmen bezeichnet sein Produkt RelaxoPet als Soundmodul, dass mittels spezifischer Klänge und Melodien eine Tiefenentspannung bei Tieren bewirken und damit den Stresslevel deutlich mindern soll. Im Fokus stehen Situationen wie Gewitter, ungewohnte Umgebungen, lautstarke Menschen, die Partys oder Kindergeburtstage feiern, Transporte, tierärztliche Behandlungen und Ähnliches. Im Prinzip alles, was ein Tier stressen kann.
Die hochfrequenten Klangwellen, die von dem Soundmodul ausgehen, sind auf verschiedene Tierarten abgestimmt. So gehören beispielsweise RelaxoDog und RelaxoCat zum Sortiment. Die Töne selbst sind für Menschen kaum hörbar, sollen jedoch das Unterbewusstsein der Tiere beeinflussen. Und zwar dahingehend, dass sie sich entspannen. Klingt sehr nach Spieluhr. Die wird immerhin auch als Beruhigungs- und Einschlafhilfe genutzt.
Sowohl Eltern als auch Tierbesitzer wissen jedoch: Jeder nimmt derartige Methoden anders wahr. So wie manche Babys sofort bei der vertrauten Melodie einschlummern, könnte demnach ein RelaxoPet dem Tier Vertrautheit vermitteln und zur Entspannung beitragen. Oder eben auch nicht.
Wie wirksam ist RelaxoPet wirklich?
Das Unternehmen präsentiert seine Lösung sehr wissenschaftlich, wenngleich kaum fundierte Studien zu Grunde liegen. Neben beeindruckenden Zahlen, Diagrammen und medizinischen Details werden eigentlich keine exakten Belege angeführt.
Fakt ist:
- Tiere haben ein sensitives Hörvermögen und reagieren anders als Menschen auf bestimmte Geräusche
- Krach und Lärm stresst (auch uns)
- bestimmte Geräuschmuster können beruhigend wirken: Sei es weil sie vertraut sind, gut ablenken oder schlichtweg gefallen
- jede Tierart nimmt andere Schwingungsfelder wahr, daher ist die kategorisierte Produktauslegung durchaus nachvollziehbar
Parallel besteht das Unternehmen vehement darauf, nicht mit anderen, herkömmlichen Entspannungsklängen für Tiere verglichen zu werden. Stellt sich also die Frage, was ist so unglaublich besonders an dem Produkt, dass selbst die vertraute Stimme von Herrchen oder Frauchen in den Schatten gestellt wird?
„RelaxoPet kann genutzt werden, um bestimmte angstverbundene Stresssituationen bei dem Tier neu zu besetzen und mit etwas Positivem zu verknüpfen. Das Gehirn wird gewissermaßen umprogrammiert.“ heißt es seitens der Hersteller.
Aha. Mit anderen Worten: Es wird ein Verhalten antrainiert. Vergleichbare Prinzipien kennt man zum Beispiel vom Clicker, der Hundepfeife oder einem raschelnden Spielzeug für Katzen. Gezielt eingesetzt und oft genug wiederholt, werden so bestimmte, erwünschte Verhaltensmuster trainiert. Die Geräusche dienen dabei der Orientierung und Aktivierung, damit das Tier weiß, wann und wohin es seine Aufmerksamkeit richten soll.
Nun können uns aber unsere Vierbeiner und Zweibeiner (ja, auch für Vögel gibt es ein Soundmodul) nicht sagen, ob ihnen die Klänge gefallen, ihr Stresslevel dadurch sogar noch verstärkt wird oder sie vielmehr durch anderweitige Methoden beruhigt werden, das RelaxoPet selbst aber eigentlich wenig interessant finden.
Konform angelegt Blindstudien über einen längeren Zeitraum hinweg und mit genauer Auswertung hätten vielleicht mehr Aufschluss geben können. Da das Produkt angeblich aber nicht allein dem therapeutischen Bereich vorbehalten bleiben soll, wurden solche Analysen gar nicht erst gestartet. Angebracht werden stattdessen Blutuntersuchungen, Prüfberichte und Befunde, die über fünf Jahre hinweg in Zusammenarbeit mit Tierärzten, Züchtern sowie Tierhaltern erarbeitet wurden. Die Kriterien an die Probanden oder die Experimentierbedingungen werden jedoch nicht veröffentlicht.
Der eine mag’s, der andere nicht
Schlussendlich bleibt es den Tierhaltern überlassen, ob sie RelaxoPet ausprobieren möchten. Im Grunde genommen spricht nichts dagegen. Lediglich abzuwägen wäre, ob zusätzliche, hochfrequente Geräusche das Tier nicht noch weiter stressen. Da hilft wahrscheinlich nur der Versuch, denn: Jedes Tier reagiert anders, vor allem in Stresssituationen.
Der Lautsprecher ist relativ handlich, kann flexibel genutzt, überall aufgestellt und bei Bedarf auch auf Reisen mitgenommen werden. Er wird jedoch niemals die Nähe, die liebevollen Streicheleinheiten und vertrauten Stimmen der Familie ersetzen können.