Gesundheitscheck bei Hunden
Vorsorgeuntersuchungen, Routine-Kontrollen – was für uns Menschen zum alljährlichen Gesundheitsprogramm gehört, sollte auch unseren Haustieren zu Gute kommen dürfen. Immerhin liegt uns Ihr Wohlergehen besonders am Herzen, manch einem sogar mehr als das eigene. Doch der Weg zum Tierarzt sollte nicht erst bei Komplikationen oder starken Symptomen angetreten werden, sondern bereits präventiv, um zum Beispiel den wichtigen Gesundheitscheck bei Hunden durchführen zu lassen. Wie so oft gilt auch hier: Vorsicht ist besser als Nachsicht.
Inhaltsverzeichnis
Warum ist ein Gesundheitscheck bei Hunden so wichtig?
Es gibt eine Reihe von Haustieren, die vergleichsweise wenig Aufwand bei der Pflege bedürfen. Andere wiederum, wie die Hunde, sollten grundsätzlich und vor allem regelmäßig vom Tierarzt untersucht werden. Die Gründe dafür sind sehr vielfältig und wer einmal seinen kranken Hund pflegen musste, weiß die vorbeugenden Maßnahmen umso mehr zu schätzen.
Hunde begleiten uns tagein tagaus auf unseren Wegen. Im Haus, auf der Straße, über Felder und Wiesen, beim Sport oder auch mal an den Strand. Dabei sind sie einer Menge äußerer Einwirkungen ausgesetzt und auch ihr Bewegungsapparat verschleißt schneller als bei anderen Kleintieren, wie beispielsweise Reptilien.
Daneben drohen Verletzungen durch Glasscherben, Befall von Parasiten, Erkrankungen durch falsche Ernährung, und vieles mehr. Von der Tollwut bis zur HD bei Hunden ergibt sich eine mannigfaltige Palette an Risiken.
Den Hund dahingehend öfter gründlich zu untersuchen, kann maßgeblich den etwaigen Krankheitsverlauf mildern, wenn nicht sogar gänzlich verhindern. Rechtzeitig erkannte Infektionen zum Beispiel lassen sich im frühen Stadium gut mit Antibiotika behandeln. Werden sie jedoch zu spät erkannt, muss womöglich gleich operiert werden oder Schlimmeres.
Den Gesundheitscheck für Hunde bieten alle Tierärzte an. Die Untersuchung ist weder sonderlich kostspielig noch dauert sie lange. Vor allem im Vergleich zu den unzähligen Besuchen, die eine chronische Erkrankung zum Beispiel mit sich bringen würde, nur weil sie nicht beizeiten behandelt wurde.
Was wird beim Hunde Gesundheitscheck untersucht?
Der Umfang der Untersuchung variiert sehr stark von Tierarzt zu Tierarzt – und damit auch die Preise. Daher sollten die einzelnen Details am besten vorab kurz geklärt werden. Ein Tierarzt, der mit dem Hund und dessen bisherigen medizinischen Werdegang vertraut ist, kann im Idealfall genau beraten, welche Vorsorgeuntersuchungen nötig sind und welche nicht.
Oftmals richten sich die Behandlungen danach aus, wie alt der Hund ist, welche Vorgeschichte er hat, ob bereits Erkrankungen vorliegen, die speziell kontrolliert werden müssen und wann beziehungsweise in welchem Maße der letzte Gesundheitscheck statt fand.
Äußerlicher Befund durch Abtasten und Betrachten
Zu Beginn wird der Arzt den Hund allgemein begutachten. Während Herrchen und Frauchen noch mit gut zureden beschäftigt sind, prüft er bereits das Verhalten des Tieres. Bewegt es sich steif oder verkrampft? Werden bestimmte Gliedmaßen geschont? Reagiert es auf Berührungen schmerzempfindlich?
Jedes noch so kleine Symptom kann ein Anzeichen für Probleme sein. Basierend auf diesen ersten Eindrücken wird der Arzt den Hund genau abtasten. Schwellungen, Verhärtungen oder sonstige Unregelmäßigkeiten lassen sich meistens direkt ertasten. Besonderes Augenmerk gilt den Gelenken und inneren Organen.
Weiterhin untersucht werden die Schleimhäute im Maul sowie die Augen. Auffallende Blässe, Rötungen oder gelbliche Verfärbungen können ein Hinweis auf organische Erkrankungen sein.
Auch die Ohren werden untersucht, speziell auf Sauberkeit und mögliche Parasiten. Das Gleiche gilt für das Fell und die Haut. Einige Tierärzte kontrollieren zudem die Analdrüse.
Fieber messen und Herz abhören wird der Arzt in der Regel nur, wenn medizinische Indikationen vorliegen, die dies nötig machen.
Zähne und Zahnfleisch
Mit Kontrolle der Schleimhäute im Maul, werden gleichzeitig die Zähne und das Zahnfleisch begutachtet. Zahnstein und Karies sind auch in der Hundehaltung keine Fremdwörter. Im Gegenteil: Durch industriell hergestelltes Nassfutter, bekommen viele Hunde nicht mehr ausreichend zu kauen. Das Zahnfleisch verkümmert, der Belag wird nicht gründlich genug gereinigt.
Wenn Kauknochen und Kau-Speilzeug nicht mehr ausreichen, muss gegebenenfalls eine Zahnreinigung durchgeführt werden. Auch hier gilt: Lieber rechtzeitig behandeln, als erst mit Eintreten schmerzhafter Folgeerscheinungen. Mitunter genügt eine kurze Zahnbehandlung. Wer diese unnötig aufschiebt, riskiert schlimmere Zahnerkrankungen, die dann nur noch unter Vollnarkose therapiert werden können. Sowohl für den Hund als auch für das Konto keine schöne Angelegenheit.
Pfoten und Krallen
Weiterhin zur äußerlichen Begutachtung gehört die Kontrolle der Pfoten auf Verletzungen durch beispielsweise Glasscherben, Splitter oder andere scharfe Gegenstände, sowie die Kontrolle der Krallen. Beides sollte in einem gepflegten Zustand sein.
Zu lange Krallen behindern den Hund beim Laufen und belasten die Gelenke. Im Zweifelsfall können sie sogar abbrechen oder ausreißen, was natürlich sehr schmerzhaft wäre. Zu kurze Krallen wiederum geben nicht ausreichend Halt beim Laufen. Das Schneiden der Krallen kann der Tierarzt auf Wunsch übernehmen.
Zudem dürfen die Ballen nicht rissig sein. Gerade im Winter wird der Tierarzt vielleicht Balsam empfehlen, um Verletzungen durch Streusplitt vorzubeugen beziehungsweise bereits vorhanden zu mildern.
Gelenke und Beweglichkeit
Entscheidend für die Gesundheit des Hundes sind insbesondere die Gelenke. Im Fokus hierbei stehen in erster Linie die Hüftgelenke. Hüftdysplasie, auch bekannt als HD, ist eine leider häufig auftretende Erkrankung beziehungsweise Fehlentwicklung des Hüftgelenkes. Gelenkpfanne und Oberschenkelkopf passen nicht korrekt aufeinander. Dies führt zu starken Schmerzen bei jeder Bewegung, wobei verschiedene Schweregrade klassifiziert werden.
Betroffen sind überwiegend große Hunderassen – aber nicht nur. Hinzukommt dass sich das Krankheitsbild und die Symptome im Laufe des Lebens deutlich verschlechtern können, wenn nicht rechtzeitig therapiert wird.
Kann durch den Gesundheitscheck frühzeitig die Diagnose gestellt werden, lässt sich die Lebensqualität des Hundes erheblich verbessern oder wenigstens erhalten. Sowohl durch eine Ernährungsumstellung, Achtsamkeit bei der Belastung oder bei Bedarf durch Medikamente.
Nicht zu vernachlässigen sind aber auch die anderen Gelenke sowie die Wirbelsäule. Gelenkigkeit und Beweglichkeit spielen für die Gesundheit des Hundes eine überaus große Rolle. Mit fortschreitendem Alter treten jedoch vermehrt Probleme auf. Nicht jeder Hund zeigt im gewohnten Umfeld ob er Schmerzen hat. Beim Tierarzt werden gewisse Komplikationen daher eher erkannt und können genauer eingeschätzt werden.
Impfungen und Wurmkuren
Zum routinemäßigen Gesundheitscheck gehört immer der Blick in den Impfpass. Staupe, Hepatitis, Leptospirose, Parvovirsoe und Tollwut zählen zu den sogenannten Pflichtimmunisierungen. Als Nachweis im Impfpass stehen dann Kürzel wie SHPPi oder LEPTO.
Grundsätzlich ist in Deutschland kein Hundehalter verpflichtet, seinen Hund impfen zu lassen. Zum Zwecke der Zucht, bei Reisen ins EU-Ausland, bei Unfällen oder in Versicherungsfällen werden die Impfungen jedoch immer kontrolliert. Nicht zuletzt sollen sie natürlich auch den Hund selbst schützen.
Viele Besitzer pflegen das Credo: „Sie viel wie nötig, so wenig wie möglich.“ Impfungen werden wohl immer in der Kritik stehen, solange Nebenwirkungen und Folgekomplikationen nicht eindeutig geklärt sind.
Importierte Hunde aus Osteuropa und den Südländern schleppen zum Beispiel häufig mangels eines Mindestmaß an Pflege, verschiedene Hundekrankheiten ein. Eine gewisse Grundimmunisierung sollte daher eigentlich jeder Hund vorsorglich mitbringen, und zwar bereits durch den Züchter.
Zusätzliche Wahlimpfungen wie zum Beispiel gegen Zwingerhusten und Borreliose können in individuellen Fällen sinnvoll sein. Gleiches gilt für Wurmkuren. Hunde, die dazu neigen wie ein Staubsauger alles Mögliche auf der Straße zu fressen, benötigen eher mal eine Wurmkur als solche, die nur vorgefertigtes Futter zu sich nehmen.
Sowohl Impfungen als auch Kuren müssen gegebenenfalls aufgefrischt werden. Dazu bietet sich der Gesundheitscheck optimal als Gelegenheit an.
Blutbild, Kot- und Urinproben
Ob bereits ein Parasitenbefall im Darm vorliegt, kann eine Kotprobe klären. Urinproben werden genommen, um beispielsweise die Funktionalität der Nieren zu prüfen. Am aufschlussreichsten ist jedoch ein umfassendes Blutbild.
Solche Proben nimmt der Tierarzt in der Regel nur bei Verdacht auf medizinische Vorfälle oder wenn es der Hundehalter ausdrücklich wünscht. Im Labor werden die Befunde ausgewertet und erst nach mehreren Tagen als Information zurück gegeben. Einige Werte kann das Personal in der Tierarztpraxis direkt analysieren, beispielsweise durch einen Borreliose-Schnelltest.
Auf Grundlage der Blutwerte lassen sich unter anderem Zuckererkrankungen wie Diabetes erkennen, Entzündungswerte, Mangel an Vitaminen und Ähnliches.
Ultraschall und Röntgen
Nur wenn das Blutbild allein nicht zum eindeutigen Befund ausreicht oder durch die äußerliche Untersuchung bestimmte Abnormalitäten erkannt wurden, zieht der Tierarzt Maßnahmen wie Ultraschall und Röntgen in Betracht. In schwerwiegenden Fällen MRT und CT.
Diese Methoden sind für den Hund weitaus unangenehmer und gehören daher nur selten zum Standard-Gesundheitscheck. Indikatoren können zum Beispiel Verdacht auf HD sein oder auf einen Magenverschluss.
Beim Ultraschall wird vorab der Bauchbereich des Hundes rasiert und nach Auftragen des Gels untersucht der Arzt die inneren Organe mit Hilfe des Schallkopfs. Der Hund hat dabei keine Schmerzen, muss jedoch umständlich auf dem Rücken liegen und möglichst still halten. Auch Herz, Blutgefäße, Leber und Galle lassen sich auf diese Weise untersuchen.
Beim Röntgen verhält es sich ähnlich, nur ohne Rasur. Zum Teil müssen besonders nervöse Hunde mit einem Beruhigungsmittel gespritzt werden, damit sie ruhig liegen. Vor schmerzhaften Röntgen-Untersuchungen wird der Tierarzt höchstwahrscheinlich eine Narkose empfehlen, um das ohnehin schon leidende Tier nicht unnötig zu quälen.
Wirklich nötig sind solche Maßnahmen aber nur gelegentlich, beispielsweise bei Folgeuntersuchungen zur Hüftdysplasie oder um zu prüfen, ob ein Bruch vorliegt und geschient werden muss.
Spezielle Kontrolle bei chronischen Erkrankungen
Hüftdysplasie, Diabetes, Sehschwächen, Gehörschäden, Niereninsuffizienz – all das sind chronische Hundekrankheiten, die wir in ähnlicher Form auch bei uns Menschen kennen. Umso besser wissen wir, dass die regelmäßige Kontrolle des Krankheitsbildes besonders wichtig ist.
Chronisch erkrankte Hunde werden beim Gesundheitscheck zusätzlich auf ihre krankheitsbedingten Symptome untersucht. Schlagen die bisherigen Medikamente an? Muss die Therapie neu angepasst werden? Diese und andere Fragen klärt der Tierarzt bei den Kontrollbesuchen.
In Folge dessen erfolgt eine individuelle Beratung sowie bei Bedarf die Verschreibung weiterer Medikamente. Auch Ernährungstipps, Hinweise zur Bewegung und Belastung sowie besondere Übungen werden dem Hundehalter nahe gelegt.
Die eigene Gesundheitskontrolle ohne Tierarzt
Nicht nur chronisch kranke Hunde bedürfen ständiger Kontrolle, sondern auch vermeintlich gesunde. Prinzipiell sollte der bedachte Hundebesitzer seinen Liebling stets im Blick haben und ihn gut pflegen.
Dazu gehört ein angemessener Auflauf ebenso wie die Zahnpflege, die Ohren zu säubern, das Fell zu bürsten und natürlich ausgiebige Streicheleinheiten. Denn auch die seelische Gesundheit darf nicht vernachlässigt werden.
Ohne Tierarzt lässt sich die Gesundheit des Hundes zumindest in groben Zügen selbst kontrollieren. Insbesondere auf einen lockeren Gang, mögliche Verletzungen oder erste Anzeichen einer Erkrankung wie Futter verweigern, Schmerzen, Mattheit oder Bewegungsunlust.
Keiner kennt das gesunde Verhalten des Hundes so gut wie die eigene Familie. Auffälligkeiten werden daher oftmals vom Besitzer zu erst erkannt und lassen sich dementsprechend zeitnah mit dem Tierarzt abklären.
Der Gesundheitscheck in der Tierarztpraxis sollte als zusätzliche Routinekontrolle dienen, um den geliebten Vierbeiner eine optimale Gesundheit zu ermöglichen. Vorbeugend und natürlich möglichst langanhaltend.
Foto: Beatriz Vera – Shutterstock