#
Der Hund stammt vom Wolf ab, oder nicht?

Der Hund stammt vom Wolf ab, oder nicht?

Ein seit jeher lang umstrittenes Thema ist die Abstammung bestimmter Arten und Rassen. Wer könnte von wem abstammen? Haben wir alle einen gleichen Genpool? Und warum können unterschiedliche Abstammung zeitgleich existieren? Obgleich wir diese Fragen in Bezug auf uns selber sowie zahlreiche andere Spezies stellen, scheint uns der Hund bei all dem, zumindest auf soziale Art und Weise, am nächsten zu stehen. Doch stammt der Hund tatsächlich von Wolf ab oder haben beide Spezies einen gemeinsamen Vorfahren? Was macht einen Hund eigentlich zum Hund, und einen Wolf zum Wolf? Fragen über Fragen, die sich Menschen immer wieder stellen und daraufhin die unterschiedlichsten Antworten (er)finden.

Der Hund – eine Geschichte der Domestizierung

Wolfhund - American Wolf Dog
Foto: Leo Bichler – Shutterstock
Es begann mit den Forschungen von Charles Robert Darwin, dem Naturforscher schlecht hin. Er begründetet nicht nur die Evolutionstheorie, er führte die gesamten Naturwissenschaften in ein neues Zeitalter. Seit seinem Wirken im 19. Jahrhundert entwickelten sich die Forschungen und Erkenntnisse auf dem Gebiet der Genetik rasant. Bis dahin hat sich wahrscheinlich kaum jemand Gedanken gemacht, ob der Hund vom Wolf abstammt, umgekehrt oder gar nicht.

Doch im Zuge der ersten Zuchtlinien kamen auch Fragen auf, wie welche Eigenschaften an die nächsten Generation weiter vererbt werden können. Wie lassen sich bestimmte Fähigkeiten und Verhalten selektieren, Farben weiter geben oder Kreuzungen optimal kombinieren? Durch das Verständnis für rezessive und dominate Vererbung konnte selbst der nicht-wissenschaftlich versierte Züchter Einfluss auf seine Züchtungen nehmen.

Mit dem gezielten Züchten von Hunden, beispielsweise als Jagdhund, Hütehund oder Schutzhund, wurden deren Fähigkeiten auch immer wieder mit denen von Wölfen konfrontiert und verglichen. Trafen Hund und Wolf bei der Schafherde aufeinander, hat sich so mancher Hirte bestimmt gefragt, wie nah sich die beiden wohl stehen könnten.

Zwischenzeitlich waren Wölfe in West- und Mitteleuropa fast gänzlich ausgerottet, während der Hund in seiner domestizierten Form einen wahren Siegeszug als Familienmitglied bei den Menschen feierte. Doch vielen Hundebesitzern war es nicht einerlei, welche Wurzeln ihre Lieblinge haben.

Halten wir unsere Hunde denn überhaupt artgerecht, sollten sie tatsächlich vom Wolf abstammen? Oder sind Hund und Wolf genetisch derart weit von einander entfernt, dass sich diese Frage erübrigt, beziehungsweise umformuliert werden muss: Was ist für einen heutigen Haushund artgerecht?

Systematik des Haushundes

Der klassische Haushund wird im Lateinischen als Canis lupus familiaris beschrieben. Der Begriff „Canis“ beruht auf den sogenannten „Dentes Canini“, den Eckzähnen, die zu Reißzähnen geformt sind. Reißzähne deuten unweiglicher auf ein Raubtier hin und damit auf die carnivore Ernährungsweise. Kurzum: Fleischfresser sind gemeint.

Doch hier beginnen schon die ersten Komplikationen der Systematik. Auch Pandas haben Reißzähne und fressen überwiegend Bambus, ernähren sich also primär pflanzlich. Tierische Proteine stehen eher selten auf dem Speiseplan. Ähnlich verhält es sich beim Europäischen Braunbären. Er gilt ebenfalls als Carnivora, obgleich er eigentlich ein Allesfresser ist, gerne Wurzeln vernascht, Pilze, Nüsse und natürlich Honig. Die Überfamilie des Braunbären ist tatsächlich auch die der „Hundeartigen“.

Was bedeutet dies nun für den Haushund? Seine Systematik gliedert sich (rein wissenschaftlich) wie folgt:

    Klasse: Säugetier (Mammalia)
  • Unterklasse: Höheres Säugetier (Eutheria)
  • Ordnung: Raubtier (Carnivora)
  • Überfamilie: Hundeartige (Canoidea)
  • Familie: Hund (Canidae)
  • Gattung: Wolfs- und Schakalartige (Canis)
  • Art: Wolf (Canis lupus)
  • Unterart: Haushund (Canis lupus familiaris)

Fakt ist, dass sich der Hund in die Ordnung „Raubtier“ auf Grund seiner Reißzähne durchaus exakt eingliedern lässt. Als Säugetier sowieso. Dass mit dem Begriff „Hundeartige“ aber auch Bären, Walrosse, Stinktiere und Marder umfasst werden, wird den meisten Menschen nicht gleich als erstes eingefallen sein. Der Bezug zum Hund scheint teilweise weit hergeholt, erklärt sich jedoch durch die Genetik.

Nun werden in der Systematik des Haushundes jedoch auch Wolfs- und Schakalartige genannt sowie zwischen Hund und Haushund unterschieden. Wer war denn nun zuerst da, der Wolf oder der Hund?

Abwärts gelesen sind die Systematik von „Haushund“ und Wolf identisch, bis zu guter letzt eben der Haushund dem Wolf als dessen domestizierte Form untergeordnet wird. Er dient als solche allerdings der Namensgebung für die Familie der Canidae sowie der Überfamilie Canoidea. Zu der Familie der Hunde gehören unter anderem auch Füchse, Kojoten sowie die als Schakale bezeichneten Arten der Wildhunde.

Weitere Unterarten des Wolfes sind übrigens Eurasische, Indische, Kaspische, Mexikanische und Russische Wölfe sowie Mackenzie-, Polar-, Timber- und Tundrawölfe und zu guter letzt der Dingo.

Die ersten Domestizierungsformen

Ausgehend von der „Familie der Hunde“, den Canidae, die also vom Polarfuchs bis zum afrikansischen Schabrakenschakal so ziemlich alle Hundeartigen umfasst, reicht die Geschichte der Hunde bis weit vor unsere Zeit zurück. Sehr weit.

Nicht so weit aber die der „Haushunde“. Wissenschaftlichen Schätzungen zufolge sollen die ersten Haushunde irgendwann zwischen 15.000 und 100.000 Jahren vor unserer Zeit entstanden sein. Basierend auf Vergleichsstudien zur Mitochondrialen DNA konnten in den 90er Jahren erste Schlussfolgerungen gezogen werden, dass bereits vor mehr als 100.000 Jahren mehrere Domestizierungen unabhängig voneinander stattgefunden haben. Dem widersprechen archäologische Funde mit Merkmalen der Domestizierung, die nicht älter als 40.000 Jahre sind.

Die Schwierigkeit dabei ist es, überhaupt erste äußerliche oder auch genetische Beweise für eine Domestizierung zu finden. Anfänglich wird sich allein das Verhalten angepasst haben, erst nach und nach folgten Veränderungen im Knochenbau, Gebiss und damit in der DNA. Aber auch der Wolf als Wildform hat sich evolutionsbedingt weiter entwickelt. Wodurch man sagen könnte: Der heutige Haushund und der moderne Wolf stammen beide von Genpool der Urwölfe ab.

Mittlerweile gilt China als Ausgangspunkt für die Entstehung des Haushundes. Begründet wird diese Annahme damit, dass alle Hunderassen weltweit einen gemeinsamen Genpol haben, der sich in seiner gesamten Bandbreite jedoch nur bei Hunden in China finden lässt. Von da aus teilten sich 10 Haplotypen auf.

Daneben existieren weitere Belege, die auf domestizierte Formen im pleistozänen Europa hindeuten, auf den Vorderen Orient als Abstammungsregion kleiner Hunderassen sowie viele weitere Theorien zum sogenannten „Urhund“.

Domestizierung findet allerdings nicht nur in eine Richtung statt. So wie der Wolf zu den Menschen kam, wurden viele Hunde wieder wild. Interessanterweise sind Haushunde, Wildhunde und Wölfe untereinander kreuzungsfähig. Dies spricht deutlich für ihre gemeinsame Herkunft. Pferde und Esel können sich zum Beispiel auch kreuzen, jedoch sind ihre Nachkommen (Maulesel, Maultier) nicht fortpflanzungsfähig. Die Canidae scheinen sich in diesem Fall näher zu stehen.

Der Hund und der Wolf – eine oder zwei Geschichten?

Wer sich mit der Domestizierung der Wölfe beschäftigt, kommt nicht um die Frage herum, warum sie überhaupt statt fand. Der Zweck einer solchen Tierhaltung bestimmt maßgeblich den Werdegang. So wie aus Rinder Milchfabriken wurden, aus Wildgänsen Weihnachtsbraten und aus Wildpferden Zirkusartisten, so wurde aus dem Wolf die rechte Hand des Menschen.

Dabei wurde der Wolf Jahrhundertelang extrem stark gejagt, fast bis zur Ausrottung. Parallel entwickelten sich aber je nach Region und Ansprüchen der dort lebenden Bevölkerung bestimmte Nutzformen. Hier sollte kein Fleischvorrat her, sondern der Feind zum Vertrauten gemacht werden, um wiederum getreu seine Arbeit zu leisten. Die einen sollten Schlitten ziehen, die anderen die Herde schützen und wieder andere bei der Jagd voraus gehen. Die Urinstinkte des Wolfes werden bei all diesen Varianten eine große Rolle gespielt haben. So wie die Wildform „Wolf“ gewisse Fähigkeiten zum Überleben erlernt hat, fokussierten die Haushunde diese Instinkte in Anlehnung an die menschlichen Bedürfnisse.

In Gefangenschaft oder in Reservaten lebende Wölfe scheinen zum Beispiel hin und wieder Menschen im Rudel zu akzeptieren, jedoch nicht als Alphatier. Wildhunde leben sehr nah an menschlichen Siedlungen, hauptsächlich wegen der Futtersuche. Dagegen ist der Haushund förmlich darauf getrimmt, unsereins gefallen zu wollen. Dieser sogenannte „Will-to-Pleasure“ macht eigentlich den größten Unterschied beider Geschichten aus – die aber auch so ihre Gemeinsamkeiten hat. Immerhin 99,8 % genetische. Die 0,2 % Unterschiede sind dafür umso markanter.

Unterschiede zwischen Hund und Wolf

Nicht nur evolutionsbedingt gingen Wolf und Haushund getrennte Wege. Die Bejagung der einen und Domestizierung der anderen schaffte ein Ungleichgewicht an Blutlinien. Verglichen mit den zahllosen Hunderassen beziehungsweise rund 500-700 Millionen Hunden weltweit, die heutzutage existieren, sind die paar Unterarten des Wolfes geradezu jämmerlich. Auf gerade mal 200.000 bis 300.000 Tiere weltweit wird die Wolfspopulation geschätzt – inklusive Zoos und Reservate.

Wölfe sind jedoch auf ein Leben in freier Wildbahn spezialisiert, optimal angepasst an die Bedingungen der Region. Urrassen der Haushunde brachten zwar derartige Spezialisierungen mit, diese veränderten sich jedoch auf Grund der menschlichen Anforderungen und verloren im modernen Zeitalter mehr und mehr an Bedeutung.

Dazu zählen – unter anderem – rein äußerlich:

  • Maße und Masse: Der Eurasische Wolf wächst zu einer Schulterhöhe von etwa 70 bis 90 cm und 30 bis 50 kg Körpergewicht heran. Ein Deutscher Dackel dagegen muss zum Beispiel klein genug sein, um seine Beute ins Dickicht und in Höhlen zu verfolgen. Der klassische Teckel hat gerade mal 35 cm Brustumfang. Die Deutsche Dogge wiederum erreicht mindestens 72 bis 80 cm Widerristhöhe bei vergleichsweise schweren 45 bis 90 kg, um als Jagdhund auf Bären, Eber und Hirsche sowie als Leibhund im Fürstengemach stand zu halten.
  • Körperbau: Der typische Wolf hat lange Beine, kleine Ohren und einen breiten Schädel. Die Augen sitzen schräg am Kopf, der Brustkorb ist hoch und schmal. Bei Hunden reicht das Repertoire von kurzbeinig über breitschultrig bis zum auf Tempo getrimmten Körperbau des Windhundes und gebogener Rute beim Spitz. Zudem unterscheidet sich der Pfotenabdruck von Wolf und Hund in ein paar Details. Die Violdrüse an der Oberseite der Rute ist zum Beispiel bei einigen Hunderassen gar nicht mehr vorhanden.
  • Fell: Auch hier überwiegt bei Hunden die Vielfalt: Langhaar, Kurzhaar, Drahthaar, gekräuselte Behaarung oder auch der vermeintliche „Steckdosen-Look“, bei dem mehr Haar als Hund zu erkennen ist. Der Wolf dagegen ist schlicht und einfach mit seinem Fell für kalte (Winterfell) bis heiße (Sommerfell) Jahreszeiten bestens gerüstet. Dazu hat er immer eine typische Zeichnung, wohingegen Züchtungen beim Hund das Fell optisch manipulieren, um gezielt „Wunschfarben“ zu kreieren.

Weitere Merkmale, die nicht auf den ersten Blick erkennbar sind:

  • Verdauung: Hunde können, anders als Wölfe, Stärke besser verdauen und sind damit weniger auf Fleischnahrung angewiesen. Pflanzliche Bestandteile, wie etwa Samen, Knollen und Wurzeln, gehören durchaus auf den Speiseplan. Dies ist ebenfalls eine Folge der Domestizierung, als die ersten Hunde die menschlichen Nahrungsreste zu verzehren begannen. Dagegen leiden gerade große Hunderassen vermehrt unter Magendrehungen, die beim Wolf extrem selten vorkommen.
  • Verhalten: Hunde wechseln oft das Tempo, brechen zu den Seiten hin aus, büßen zwischen Großstadt und Hundepark eine Menge Souveränität ein, weil der Stress zu hoch ist. Ständig neue Eindrücke und andere Artgenossen verlangen dem Hund Einiges ab. Wölfe haben einen derart gleichmäßigen Gang, dass selbst mehrere Tiere hintereinander nur eine Spur hinterlassen. Aber auch Jagdinstinkte, Hierarchien, Revierverhalten – all das ist dem Wolf eigen und wird bei Haushunden immer seltener beobachtet. Huskys, die zum Beispiel im Rudel gehalten werden, zeigen noch viel von diesen urtypsichen Mustern. Beim Zwergpudel sieht es dagegen deutlich zahmer aus. Zwar zeigen alle Hunderassen noch Tendenzen, diese sind jedoch weitaus weniger instinktiv ausgeprägt als beim Wolf. Vor allem bei kastrierten Tieren. Haushunde orientieren sich grundsätzlich mehr am Verhalten des Menschen. Führigkeit, Gehorsam, Leistungsbereitschaft auf Kommando – nur dadurch lassen sich dem Haushund Tricks und Kunststücke beibringen, für die ein Wolf gar kein Interesse zeigen würde. Er ist zu sehr mit dem Kampf ums Überleben beschäftigt ist. Dem Haushund fehlt keinesfalls die Notwendigkeit dazu. Er wiederum muss sein Überleben sichern, indem er sich dem Menschen anpasst und sein Futter „verdient“, und sei es durch Niedlichsein.
  • Kommunikation: Wölfe sind vergleichsweise leise. Ein Haushund äußerst sich deutlich öfter durch Bellen, Jaulen und Winseln. Die Körpersprache scheint sich zu ähneln, aber auch da gibt es feine Unterschiede. Der Haushund setzt seine Rute zum Beispiel gerne wedelnd oder hoch tragend ein, beim Wolf bleibt sie meist locker hängend oder wird zur Signalisierung von Unterwürfigkeit eingezogen.
  • Fortpflanzung: Wölfe werden frühestens mit 2 Jahren geschlechtsreif, um solange ihre Position im Rudel zu wahren. Hunde können bereits ab dem 12. Lebensmonat paarungsbereit sein. Und zwar nicht nur einmal im Jahr (bei Wölfen im Winter), sondern ganzjährig. Hündinnen werden zweimal jährlich läufig und gebären im Schnitt bis zu fünf Welpen mehr als Wölfe. Die „Sicherheit“ der Domestizierung macht’s möglich.
  • Krankheiten: Durch einschlägige Züchtungen, übertriebene Leistungsanforderungen und zum Teil völlig sinnfreien Zuchtziele, leiden Haushunde an anderen Krankheiten als wildlebende Wölfe, deren Population dagegen mangels Medikamente schnell durch Seuchen dezeminiert werden kann. Hundekrankheiten wie Diabetes, Hüftdysplasie, Herzmuskelschwäche und Zwingerhusten kennen Wölfe wahrscheinlich gar nicht. Tollwut und Parasiten treten jedoch bei beiden Arten auf.
    • Gemeinsamkeiten zwischen Hund und Wolf

      Neben den hier nur angerissenen, zahlreichen Unterschieden, haben Hund und Wolf natürlich auch ein paar Gemeinsamkeiten. Grundlegend sind beide Arten Rudeltiere. Ihr Drang nach Gesellschaft und sozialen Strukturen scheint dem unseren sehr vertraut. Sie suchen Schutz bei der Familie, lernen sehr viel spielerisch und sind äußerst neugierig – und vor allem intelligent.

      Obgleich Wölfe als sehr scheu dem Menschen gegenüber gelten, zwingt sie der schwindende Lebensraum häufiger sich Siedlungen zu nähern. Nahrungsknappheit mag auch der Grund gewesen sein, aus dem sich die Urwölfe den Nomaden angeschlossen haben. Aas zählt durchaus zur Ernährung des Wolfes, ebenso pflanzliche Bestandteile, die jedoch zumeist durch den Mageninhalt der Beutetiere gedeckt werden.

      Tatsächlich aber halten sich die Gemeinsamkeiten zwischen Hund und Wolf in Grenzen. Sie haben sich aus ihrer Urform heraus gänzlich unterschiedlich anpassen müssen – und der Mensch hat sein Übriges dazu getan.

      Umso überraschender ist der neuste „Trend“, dem Wolf optisch ähnliche Hunde züchten zu wollen, möglichst bei gleichbleibender Domestizierung. Ein abstraktes Vorhaben.

      Der Wolfhund – ein Happy End?

      Hundeliebhaber wollen oftmals gleichzeitig Tierschützer sein, verkennen aber welche Maßnahmen sinnvoll sind, und vor allem artgerecht. Andere finden den Mythos Wolf einfach nur faszinierend und wollen ein Haustier als Aushängeschild, bei dem die Leute sofort an einen Wolf denken.

      Das Ergebnis solcher Überlegungen sind ganz spezielle Wolfhunde. Sie sind jedoch nicht zu verwechseln mit den Wolfshunden (das „s“ macht den Unterschied), die so genannt werden, weil sie zur Jagd auf Wölfe eingesetzt wurden. Wolfshunde zur Jagd auf Wölfe sind unter anderem der Irische Wolfshund und der Russische Barsoi.

      Moderne Wolfhunde“, die dem Urtyp einfach nur zum Verwechseln ähnlich sehen sollen, sind dagegen der Saarlooswolfhund und der Tschecheslowakische Wolfhund. Beide Rassen sind von der FCI anerkannt. Fell, Farbe und Größe sehen sich sehr ähnlich. Um dies zu erreichen, wurden in Gefangenschaft lebende Wölfe mit Haushunden gepaart. Inzwischen ist dies verboten, die Zucht untereinander jedoch gestattet. Der letzte Wolf wurde (legal) in den 80er Jahren eingekreuzt. Die Dunkelziffer an illegalen Züchtungen dürfte jedoch erschreckend hoch sein, gemessen an den zunehmenden Anmeldungen dieser Rassen, die ab der fünften Generation theoretisch legal gehalten werden dürfen.

      Parallel kommt es hin und wieder zu „Verkehrsunfällen“, bei denen sich ausgebüchste Hunde mit wilden Wölfen paaren. Aus Angst der Nachwuchs, auch Hybride genannt, könne gleichzeitig zutraulich und gefährlich sein, kochte schon so manch hitzige Debatte in den Medien hoch. Ohne Rücksicht darauf, welches Verhalten beziehungsweise welche Art sich genetisch durchsetzt, sollten die Tiere abgeschossen werden.

      Aus dem selben Grund ist die Züchtung solcher Hybriden fragwürdig. Das Urwesen des Wolfes kann in der Haustierhaltung nicht gedeihen, die Tiere leiden und sind für die Anforderungen des Menschen nicht zu gebrauchen. Saarlooswolfhunde und Tschecheslowakische Wolfhunde verhielten sich nicht wie erhofft. Die Bindung zum Menschen fiel ihnen schwer, sie waren scheu und schwer abzurichten. Erst in der fünften oder folgenden Generation sowie mit viel Erfahrung und Aufwand, werden die Tiere einsatzfähig. In vielen deutschen Bundesländern sowie Schweizer Kantonen stehen sie auf der Liste der gefährlichen Hunde, zum Teil ist ihre Haltung verboten.

      Hundehalter sollten sich an dieser Stelle nicht nur Fragen, ob sie ihren Hund wolfsgerecht halten möchten, sondern ob dies für sie selbst, ihren Hund und nicht zuletzt den Artenerhalt des wilden Wolfes überhaupt gut ist.


SHARES
205
LIKES
205
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #
  • #